Wer sich mit der Nachkriegsgeschichte Bisambergs beschäftigt, stößt immer wieder auf den Namen Siegfried Kail.
Er war der erste Bürgermeister nach der Wiedererrichtung Bisambergs als selbstständige Gemeinde im Jahre 1954. Außerdem war er an der Gründung der Turn- und Sportunion Bisamberg und der Raiffeisenkasse Bisamberg beteiligt. Eine Wohnhausanlage ist nach ihm benannt.
Nicht jeder Bürgermeister prägt den Ort in positivem Sinne, aber Siegfried Kail tat es.In seiner Amtszeit wurden viele Projekte angeregt, begonnen oder beendet. Sein unermüdliches Bestreben, sich für die Anliegen der "kleinen Leute" einzusetzen und zu helfen, wo es möglich war, wird sicher vielen Bisambergern noch in Erinnerung sein.
Am 18. April 2019 jährte sich sein Todestag zum 55. Mal.
Siegfried Johann Karl Kail wurde am 21. Februar 1898 in Wr. Neustadt geboren. Seine Mutter verstarb, als er 4 Jahre alt war. Der Vater heiratete wieder. Seine zweite Frau, zog die Kinder groß. Im Alter von 17 Jahren verlor er den Vater. Ein guter Freund der Familie sorgte dafür, dass Siegfried Kail in Wien Welthandel studieren konnte.
Am 27. August 1931 heiratete Siegfried Kail in Wien Frau Anni Westermayer aus Leitzersdorf. Die erste Zeit wohnten sie im dritten Bezirk in Wien, bis sie im Jahre 1933 das Haus der Tante seiner Gattin) in Bisamberg, Hauptstraße, auf Leibrente übernahmen.
BÜRGERMEISTER SIEGFRIED KAIL
Im Juli 1946 wurde vom Nationalrat die Rückgliederung der Gemeinden nach Niederösterreich beschlossen. Der Alliierte Rat verweigerte diesem Gesetz jedoch jahrelang seine Zustimmung, sodass die Rückgliederung der Wiener Randgemeinden, die nach der NS-Machtübernahme im Oktober 1938 zu "Groß-Wien" gekommen waren, erst mit 1. September 1954 vollzogen werden konnte. Bisamberg wurde wieder eine selbstständige Gemeinde und der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung zugeteilt. Der erste provisorische Bisamberger Gemeinderat wählte Siegfried Kail zum Bürgermeister.
Die ersten Gemeinderatswahlen nach dem Krieg fanden am 23. April 1955 statt. Siegfried Kail wurde neuerlich zum Bürgermeister gewählt. Einer der ersten Beschlüsse der neuen Gemeindevertretung unter Bürgermeister Kail war die Schenkung des Grundes, auf dem die Lourdesgrotte steht, an die Pfarre Bisamberg.
Eine öffentlichen Müllabfuhr wurde erstmals 1956 in Bisamberg durchgeführt. Am 1. Jänner 1957 kam Bisamberg zur Bezirkshauptmannschaft Korneuburg.
Seit 1958 bekommen neu geborene Bisamberger von der Gemeinde ein Sparbuch. Im gleichen Jahr wird die Wohnhausanlage Hauptstraße 24-26 eröffnet. Sie trägt den Namen "Siegfried Kail-Hof".
Seine Frau Anni verstarb 1959, viel zu früh, im 55. Lebensjahr.
Am 5. Oktober 1960 heiratete er seine zweite Frau, Maria Schmalzl.
In die Amtszeit von Bürgermeister
Kail fiel auch das 50jährige Bestandsjubiläum des Schulhauses
im November 1961. Gemeinsam damit wurde auch der 25jährige
Bestand des damals im Schulgebäude untergebrachten Landeskindergartens
gefeiert.
Die neue Fahrstraße auf den Bisamberg wurde am 3. August
1963 eröffnet.
Unter Bürgermeister Kail wurden im Herbst 1963 auch erste Überlegungen über ein Freibad in Bisamberg angestellt. Im Frühjahr des Jahres 1964 sollte mit dem Bau begonnen werden. Die Kosten wurden mit ungefähr 2.500.000,-- Schilling beziffert.
Siegfried Kail hat einen großen Beitrag zur Weiterentwicklung des Ortes geleistet. Besonderes Augenmerk legte er auf die Jugend. Er sorgte für eine gut funktionierende Infrastruktur, wie Wasserleitung, Stromversorgung und Straßenbau. Neben diesen wichtigen Dingen vernachlässigte er aber auch die kulturelle Seite nicht.
Nicht nur politisch hat er seine Spuren in Bisamberg hinterlassen. Am 31. Jänner 1937 erfolgte die Gründung der Raiffeisenkasse Bisamberg. Aufsichtsratsvorsitzender war Dipl.-Kfm. Siegfried Kail, Obmann Bürgermeister Josef Glock.
Im Gasthaus Wittmann, dem ehemaligen Herrschafts-Wirtshaus an der Ecke Hauptstraße / Korneuburgerstraße, hat am 26. Oktober 1946 die Gründungsversammlung der Turn- und Sportunion Bisamberg stattgefunden. Dipl.-Kfm. Siegfried Kail wurde zum Obmann gewählt.
Unter seiner Mithilfe ist es auch gelungen, dass eine Turnhalle aufgestellt werden konnte. Die Unionhalle befand sich Ecke Korneuburger Straße / Hauptstraße. In ihr wurde nicht nur geturnt, sie diente auch zahlreichen anderen Zwecken. So fanden in ihr Konzerte, Kabarett-vorstellungen, Bälle und ähnliche Veranstaltungen statt.
Am 18. April 1964 verstarb Bürgermeister Kail nach längerer schwerer Krankheit in seiner Wiener Wohnung.
Die Beisetzung erfolgte am 24. April im Familiengrab auf dem Bisamberger Friedhof.